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Eva Weyer: Zimmerin und Bauingenieurin

Als Bauingenieurin arbeitet Eva Weyer heute meist im Büro und kümmert sich etwa um die Eingabeplanung oder die statische Berechnung von Einfamilienhäusern.

Ihre Zimmerer-Lehre hat ihr im Bauingenieur-Studium wahnsinnig geholfen, erzählt Eva Weyer: „Am Anfang hatten die meisten meiner Studienkollegen gar keine Ahnung, wie es auf der Baustelle abläuft und kannten keine Fachbegriffe, wie Pfette oder Sparren.“

Weyer war ihnen schon einige Schritte voraus: „Durch meine Zimmerer-Ausbildung konnte ich schon einen ganzen Dachstuhl berechnen, wie die Dachneigung verläuft und, wie viel Dämmung man braucht, etc.“

Zuvor machte sie mit 15 Jahren ein Praktikum in der Zimmerei ihres Vaters Weyer Holzbau in Roden (Zimmerer-Innung Main-Spessart): „Da habe ich gemerkt, dass mir die praktische Arbeit auf der Baustelle richtig viel Spaß macht.“ Also begann sie 2013 ihr Verbundstudium Bauingenieurwesen.

„Ich freue mich, wenn ich an ehemaligen Baustellen vorbeikomme“

In den ersten beiden Jahren absolvierte sie die Zimmerer-Ausbildung im Betrieb ihres Vaters und einem überbetrieblichen Bildungszentrum in Kassel. Im dritten Jahr begann das Studium an der Universität Kassel. Danach hatte sie einen Abschluss als Zimmerer-Gesellin und Bauingenieurin.

Eva Weyer erinnert sich: „Am besten hat mir an der Lehre gefallen, dass wir draußen an der frischen Luft und im Team gearbeitet haben. Abends konnten wir sehen, was wir geschafft haben – besonders beim Dachstuhl aufschlagen oder Holzhaus bauen.“

Auch heute kommt sie gerne an ehemaligen Baustellen vorbei: „Meistens stehen die Häuser über mehrere Jahrzehnte. Und wenn man daran vorbeifährt, freue ich mich immer wieder, dass ich daran mitwirken konnte.“

Kraftmäßig war die Arbeit auf der Baustelle für Eva Weyer anfangs eine Herausforderung: "Aber da ging es den Jungs in der Lehre genauso", erzählt sie.

"Es gibt immer mehr Frauen im Handwerk"

In ihrem Team war sie die einzige Frau, doch fühlte sich sehr wohl: „Auch Handwerker aus anderen Branchen oder ältere Bauherren waren positiv überrascht, dass ich als Frau auf der Baustelle arbeite. Sie haben gesehen, dass ich meine Arbeit genauso mache.“

Kraftmäßig war es anfangs eine Herausforderung für sie: „Am Feierabend war ich in den ersten Monaten schon kaputt – aber das geht ja den Jungs genauso“, nach einem halben Jahr spielte sich das Ganze ein: „Und wenn mir wirklich etwas zu schwer war, hat mir ein Kollege beim Tragen geholfen.“

Als junge Zimmerin ließ sie sich auch vom Landesinnungsverband porträtieren. Daraufhin führte sie einige Presse-Interviews darüber, wie es ihr als Frau auf der Baustelle ergeht. Heute sagt Eva Weyer: „Ich denke in den letzten Jahren hat sich schon etwas getan. Es gibt immer mehr Frauen im Handwerk! Im Zimmermeister-Jahrgang meines Bruders waren auch zwei oder drei Frauen.“

Manchmal vermisst sie die handwerkliche Arbeit auf der Baustelle

Heute arbeitet sie als Bauingenieurin im Familienbetrieb und sitzt die meiste Zeit im Büro: „Ich kümmere mich zum Beispiel um die Eingabeplanung und mache die statische Berechnung von Einfamilienhäusern oder Hallen.“ Mit ihrem Beruf ist sie zufrieden, aber manchmal vermisst sie auch die Arbeit als Zimmerin: „Vor allem im Frühling, da ist es besonders schön, wenn man draußen arbeiten kann.“

Zimmerer/Zimmerinnen arbeiten mit digitalen Hilfsmitteln: Hier schraubt Eva Weyer ein Lasermessgerät auf ein Stativ - ein Archivfoto aus dem Jahr 2014.

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